Holly | im Portrait
- Susanne Graeff

- vor 5 Stunden
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Schon als kleiner Junge verbrachte er die Sommerferien nicht am Strand, sondern auf dem Beifahrersitz im LKW seines Vaters, der ebenfalls bei der Spedition Graeff arbeitete. „Ich kenne es gar nicht anders“, sagt er mit einem Lächeln.

„Ich war schon mit zwölf Jahren mit meinem Vater im Fernverkehr unterwegs – für mich war das das Größte.“ Nach seiner Zeit beim Militär stieg er selbst in den Beruf ein und ist inzwischen seit über 18 Jahren Teil des Graeff-Teams. „Ich hab hier meine Frau kennengelernt“, erzählt er mit spürbarer Wärme, die leider viel zu früh von uns gegangen ist. Heute ist Holly alleinerziehender Vater einer Tochter, auf die er unendlich stolz ist. „Sie ist mein ganzer Stolz, sie tanzt, macht Kampfsport – und ich unterstütze sie, wo ich kann.“
Wenn Holly von seinem Beruf erzählt, spürt man sofort die Leidenschaft, die ihn antreibt – und auch die Veränderungen, die er in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. „Früher warst du dein eigener Herr, da gab’s keine GPS-Überwachung, keine digitalen Fahrtenschreiber – du hattest Verantwortung, aber auch Freiheit. Heute ist alles reglementiert, kontrolliert, technisch überwacht.“ Zwar verstehe er, dass das für Kunden Vorteile bringe, aber für Fahrer sei es oft belastend. „Manchmal fühlt man sich wie ferngesteuert – früher war das anders.“ Trotzdem liebt er, was er tut. „Ich komme mit allen klar – mit den Kollegen, mit dem Fahrzeug, mit dem Job. Ich stehe morgens auf und gehe gern zur Arbeit.“ Und das merkt man: Kollegen beschreiben Holly als stets fröhlich, zuverlässig und mit einem guten Spruch auf den Lippen.

Besonders schwärmt Holly von seinen früheren Touren nach Bayern. „Die Landschaft, der Sonnenaufgang, die Weite – das war pure Freiheit.“
Und genau das spiegelt sich auch in einer Geschichte wider, die vielen im Gedächtnis geblieben ist: Eine junge Fotografin durfte ihn einmal für ein Kunstprojekt begleiten und gab ihm Einwegkameras mit. Thema dieses Projekts war: Knochenjobs! Statt stressiger Alltagsszenen brachte Holly Fotos von Sonnenaufgängen, Feldern und Autobahnen zurück – Bilder, die zeigen, was für ihn und sicherlich auch für manch anderen Fahrer diesen Beruf ausmacht: Freiheit, Weite und Unabhängigkeit.

Doch Holly ist realistisch. Der Beruf sei härter geworden – nicht nur wegen der Technik, sondern auch wegen der gesellschaftlichen Entwicklung. „Früher hatten LKW-Fahrer Anerkennung. Heute wirst du auf der Straße angehupt. Dabei sind wir es, die die Wirtschaft am Laufen halten. Ohne uns stünden die Regale leer.“

Auch der Fahrermangel ist für ihn ein großes Thema. Laut aktuellen Branchenzahlen fehlen in Deutschland über 120.000 Berufskraftfahrer, Tendenz steigend. Und die Hürden, den Beruf zu ergreifen, sind hoch: teure Führerscheine, viele Auflagen, strenge Anforderungen. Sein Rat an junge Menschen? „Ich würde niemandem den Job empfehlen – außer, du bist bei Graeff.“ Das sagt er mit einem Schmunzeln, aber auch mit Überzeugung. Denn hier, sagt Holly, „zählt der Mensch“. Es ist das Miteinander, das ihn seit Jahren hält. „Ich gehe gern zur Arbeit. Und wenn ich irgendwann in Rente gehe, darf meine alte Mühle – mein LKW – auch in Rente gehen.“

Was er sich für die Zukunft des Transportwesens wünscht, weiß Holly genau:
„Bessere Straßen, mehr Rastplätze, mehr Wertschätzung und faire Bezahlung. Der Job muss wieder attraktiv werden – sonst haben wir bald ein richtiges Problem.“
Und für sich persönlich? „Gesund bleiben – und so lange fahren, wie mein Körper das mitmacht.“
Drei Worte, die Holly mit Graeff verbindet:
Familie. Zusammenhalt. Vertrauen.






Autorin: Katharina Graeff - Vierte Generation | Fotografie: Alexander Kästel


